1.360 Kinder mehr in den nächsten sechs Jahren – Grund sind vor allem geburtenstarke Jahrgänge –
Im nächsten Jahrzehnt braucht es deutlich mehr Grundschulen in Darmstadt. Das ergab eine Recherche der SPD, die verschiedene städtische Daten und Statistiken ausgewertet hat. Demnach werden bis 2025 durch geburtenstarken Jahrgänge und Zuzüge 1.360 Kinder zusätzlich eine Grundschule besuchen. Neben diversen Erweiterungen bestehender und Reaktivierungen alter Standorte ergibt sich ein Bedarf von fünf komplett neuen Grundschulen, die innerhalb der nächsten sechs Jahre eröffnet werden müssen. Ergebnisse und Konsequenzen ihrer Recherche haben der SPD-Vorsitzende Tim Huß und der SPD-Fraktionschef Michael Siebel heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
„Wir haben einen riesigen Raumbedarf festgestellt, den die jetzigen Grundschulen nicht ansatzweise decken können“, sagt Huß. „Alle Kinder sind bereits geboren. Wir wissen sehr genau, wie viele Kinder bis 2025 eingeschult werden.“ Bis 2015 wurden in Darmstadt rund 1.500 Kinder im Jahr geboren, seit 2016 sind es rund 1.750 Kinder im Jahr. „250 Kinder mehr jedes Jahr – das ist jedes Jahr eine Grundschule mehr“, sagt Huß. Hinzukommt, dass 1.100 Menschen pro Jahr nach Darmstadt ziehen, davon sind circa 50 im Grundschulalter. „Bis 2021 werden durch Zuzüge offiziell 160 mehr Grundschulkinder erwartet, dann wirken sich die geburtenstarken Jahrgänge aus. Bis 2025 sind das 300 zusätzliche Kinder pro Jahr, also 1.360 insgesamt“, so Huß.
Um den genauen zusätzlichen Platzbedarf zu ermitteln, hat die SPD zwei weitere Faktoren berücksichtigt. Zum einen hat der Magistrat angekündigt, einige Erweiterungs- und Reaktivierungsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die Reaktivierung weiterer Teile der Kyritz-Schule sowie die Erweiterung der Heinrich-Heine-Schule. Zum anderen wurden in der Vergangenheit mindestens 12 Fachräume in Klassenräume umgewandelt, die aus pädagogischen Gründen wieder rückumgewandelt werden müssen. Während die Reaktivierungs- und Erweiterungsmaßnahmen den Bedarf von zwei dreizügigen Grundschulen decken, verursacht die Rückumwandlung von Klassenräumen den Bedarf einer weiteren Grundschule.
„Wir können bestehende Standorte erweitern und reaktivieren, so wie es der Magistrat vorhat. Unterm Strich brauchen wir dann immer noch fünf neue Grundschulen bis 2025“, sagt Huß. In Planung hat die Stadt dagegen nur zwei: Auf Lincoln wird demnächst der Grundstein für eine Grundschule gelegt. Irgendwann Mitte des nächsten Jahrzehnts soll im Ludwigshöhviertel, der ehemaligen Cambrai-Fritsch-Kaserne, eine weitere Schule entstehen. „Da klafft noch eine große Lücke“, sagt Huß. „Und die Zeit drängt: Eine Grundschule zu planen und zu bauen, dauert sehr wohlwollend gerechnet vier Jahre. Die Stadtregierung muss bis 2021 drei neue Grundstücke auswählen und schleunigst Schulen bauen. Ansonsten werden die heutigen Babys in Container-Landschaften unterrichtet, das wollen wir unbedingt verhindern.“
Die SPD fordert daher, die Gründung einer Task Force Grundschule und eine schnelle Machbarkeitsstudie, die eine Reihe von Standorten untersucht. Die SPD regt an, folgende Standorte mit zu untersuchen:
Gelände der alten Heinrich-Hoffmann-Schule (Bau einer neuen Schule nach Eröffnung des Neubaus am Kleinen Woog)
Erweiterung des Schulzentrums Bürgerparks mit derzeit acht Schulen (eventuell mit gemeinsamer Hofnutzung)
Verlegerviertel (Fluktuation an Gewerbe ermöglicht Ankauf eines Grundstücks)
Freifläche zwischen Arheilgen und Wixhausen (darf derzeit nicht mit neuen Wohnungen bebaut werden)
Fläche neben Stadtteilschule Arheilgen (im städtischen Besitz, entspricht fast dem Standort der ehemaligen Gebrüder-Grimm-Schule)
Technisches Hilfswerk (das Hilfswerk will umziehen und würde eine kleine Konversionsfläche hinterlassen)
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Siebel kündigt an, weitere Informationen bei der Stadtregierung anzufordern. „Wir wollen herausfinden, ob die Stadtregierung auf den Grundschulmangel angemessen reagiert“, sagt Siebel. „Dafür haben wir eine Große Anfrage mit 52 Fragen erarbeitet. Von den Antworten erhoffen wir uns mehr Transparenz, gerade für die betroffenen Eltern.“ Aus den Antworten des Magistrats wird auch hervorgehen, wo nachgesteuert werden muss.
Siebel sieht Schuldezernent Rafael Reißer (CDU) vor einer Herkulesaufgabe. „Standorte reaktivieren, Schulen erweitern, Grundstücke auswählen, Planungen vorantreiben, Schulen bauen – das alles muss parallel verlaufen“, sagt Siebel. „Und wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Zwischen 2022 und 2025 werden viel mehr Kinder eingeschult, ob es die Schulen gibt oder nicht. Wir können nur hoffen und auch ein bisschen Druck aufbauen, damit Herrn Reißer diese Herkulesaufgabe gelingt.“
Die SPD will bei der Bekämpfung des bevorstehenden Grundschulmangels mithelfen. „Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder auch im nächsten Jahrzehnt eine gut ausgestattete Grundschule in Darmstadt besuchen“, sagen Huß und Siebel. „Die Weichen müssen dafür eher gestern als heute gestellt werden. Jetzt gilt es Kräfte zu bündeln und den Grundschulmangel mit vollem Einsatz zu bekämpfen.“