„Der amtierende Oberbürgermeister hat die Kehrtwende der Kehrtwende vollzogen und wer das geltende Bau- und Lizenzrecht kennt, fragt sich, wann die nächste Kehrtwende kommt“, kritisierten heute der SPD-Fraktionssprecher Michael Siebel und der Stadtverordnete Tim Huß. Auf der Podiumsdiskussion des ECHO hatte Jochen Partsch ohne Absprache mit dem SV Darmstadt 98 dem Standort Böllenfalltor „die höchsten und die besten Realisierungschancen“ für einen Stadionneubau eingeräumt. Ein Rechtsgutachten, das diese abenteuerliche These untermauern könnte, hat er allerdings nicht vorgelegt. „Uns lässt das Gefühl nicht los, dass die Stadionpolitik sich mehr am Tabellenstand der Lilien richtet als an Recht und Gesetz oder gar an einer politischen Strategie“, so Siebel und Huß.
„Auch wenn der Standort Böllenfalltor einen hohen Identifikationsgrad für die Stadtgesellschaft hat und ich sehr gerne hier ein neues Stadion bauen würde, wissen alle, dass der alte Standort keine rechtssichere Bebauung gewährleistet und damit nicht zukunftsfähig ist. Die Stadt muss so schnell wie möglich ihre Standortuntersuchung vorlegen. Die Stadtverordnetenversammlung kann sich erst seriös auf einen Standort festlegen, wenn diese Untersuchung vorliegt. Ich habe darauf verwiesen, dass am Gehaborner Hof die Verkehrsanbindung mit einer neuen Straßenbahn am besten zu realisieren wäre. Doch auch andere Kriterien spielen eine Rolle. Es braucht ein neues Stadion, das Baurecht ist bekannt“, so Siebel.
„Um einen Neubau zu finanzieren, habe ich vorgeschlagen, jedes Jahr fünf Millionen Euro vom Haushaltsüberschuss in der Stadiongesellschaft zurückzulegen. Denn es braucht nicht nur einen neuen Standort, sondern auch eine seriöse Finanzierung“, erklärt Siebel. Das Beispiel Saarbrücken ist uns ein mahnendes Beispiel: Dort wird wegen Finanzierungsengpässen ernsthaft überlegt, eine Tribüne nicht zu bauen und lediglich drei Tribünen zu realisieren. „Wenn wir uns für keinen neuen Standort entscheiden und die Finanzierung nicht frühzeitig sichern, wird Darmstädter Profifußball nur noch ein Thema für Geschichtsbücher sein.“