Kritik an Machbarkeitsstudie des RMV – Huß fordert zweigleisigen Ausbau und kurzfristig einen Halbstundentakt
Der RMV hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, aus der erste Ergebnisse bereits öffentlich wurden. Demnach will der RMV wohl ab 2028 längere Züge einsetzen und bis dahin die Bahnsteige verlängern. Die Elektrifizierung und den zweispurigen Ausbau der Strecke lehnt er aber aus Kostengründen ab. Die SPD kritisiert die Zurückhaltung des RMV. Stattdessen fordert sie einen Halbstundentakt zum nächsten Fahrplanwechsel und konkrete Planungen für einen Ausbau der Strecke. Das heißt konkret: Zweigleisige Trassenführung und Elektrifizierung.
„Die Odenwaldbahn ist die wichtigste Schienenverbindung in den Ostkreis und den Odenwald“, sagt der Darmstädter SPD-Vorsitzende und Verkehrspolitiker Tim Huß. „Sie ist ein Riesenerfolg und sticht bei den steigenden Fahrgastzahlen regelrecht hervor. Für Darmstadt ist sie unfassbar wichtig: Denn ein attraktiver ÖPNV in den Landkreisen heißt weniger Autoverkehr in Darmstadt.“
Das Potential der Odenwaldbahn ist aber nicht ausgeschöpft. Grund ist, dass die Trassenführung eingleisig und damit kein Zweirichtungsverkehr möglich ist. Außerdem muss die Odenwaldbahn mit veralteten Diesel-Loks betrieben werden. „Der Erfolg der Odenwaldbahn ist noch beachtlicher, wenn man die schlechten infrastrukturellen Voraussetzungen bedenkt“, sagt Huß. „Auf diesen Erfolgen darf man sich jetzt aber nicht ausruhen. Klug wäre, die Strecke zeitgemäß zu entwickeln, also zweigleisig und elektrifiziert. Damit würde nicht nur die Bahnverbindung noch attraktiver, auch die entlastende Wirkung für Darmstadts Straßen wäre viel höher.“
Der RMV sieht die Modernisierung aus Gründen der Finanzierbarkeit und der Kapazitätsgrenzen der großen Bahnhöfe kritisch. Beide Gründe lässt Huß nicht gelten. „Der ÖPNV ist der Schlüssel der Mobilitätswende, gerade wenn wir über die Stadtgrenzen hinausdenken“, sagt Huß. „Das belegen auch die Zahlen. Im RMV-Gebiet ist die Zahl der Fahrgäste seit 1995 von 500 auf 803 Millionen gestiegen. Im Jahr 2025 werden eine Milliarde Fahrgäste erwartet. Allein im letzten Jahr ist die Zahl der ÖPNV-Fahrten um 17 Millionen gestiegen. Damit wurden 16.000 Tonnen CO2 gespart. Wenn man hier nicht für den Klimaschutz investiert, wo denn sonst?“
Auch das Argument der Auslastung großer Bahnhofe zählt nach Auffassung von Huß nicht: „Die Kapazitätsgrenzen des Darmstädter Hauptbahnhofs sind noch nicht erreicht. Und Frankfurt arbeitet gerade ganz konkret daran, ihren Hauptbahnhof vom Fernverkehr zu entlasten. Ein Teil der Last fängt der Fernbahnhof am Flughafen auf. Außerdem gibt es eine Machbarkeitsstudie für einen Fernbahntunnel unter der Innenstadt. Frankfurt arbeitet, da kann sich die Region hier nicht zurücklehnen.“
Als kurzfristige Maßnahme fordert Huß einen Halbstundentakt für die Odenwaldbahn zum Fahrplanwechsel. Das steht auch in einem Leitantrag, der auf dem SPD-Parteitag am 1. Februar beschlossen werden soll. „Die Züge sind jetzt schon überfüllt“, sagt Huß. „Wenn wir nicht aufpassen, steigen die ersten Fahrgäste zurück aufs Auto um. Das wäre verkehrs- und umweltpolitisch eine Katastrophe für Darmstadt. Die Autos würden schließlich das gesamte Stadtgebiet durchqueren.“
Huß betont daher, dass die Aufwertung der Odenwaldbahn im Interesse Darmstadts liegen muss: „Die Stärkung der Odenwaldbahn ist nicht nur gut für die Menschen in Darmstadt-Dieburg und im Odenwald. Sie hilft vor allem uns Darmstädterinnen und Darmstädtern, wenn wir weniger Autoverkehr und bessere Luft wollen.“