Mehr Fragen als Antworten: „Die Bearbeitung einer kleinen Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Bijan Kaffenberger zur ärzlichen Versorgung in Darmstadt lässt vieles im Unklaren“, sagte heute der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Siebel. Was die Anfrage aber klar zeigt: In Darmstadt gibt es eine deutliche Zentralisierung von Ärzten in der Innenstadt. In 2019 waren 75 von 109 Hausärzt*innen im Bereich Mitte angesiedelt.
Siebel bekommt immer wieder Rückmeldungen von Menschen aus Stadtbezirken, die einen schlechten Sozialindex haben. Deren Schilderungen werden nun durch die Zahlen belegt: In der Nähe des Akazienwegs, der Rodgaustraße, der Kirschenallee, Kranichstein und Eberstadt Süd gibt es wenig oder gar keine Ärzte. „Es darf nicht sein, dass dort, wo arme Menschen wohnen, keine Ärzte sind“, sagte Siebel.
Kaffenberger verweist in diesem Zusammenhang auf den Landkreis, wo bereits gute Erfahrungen mit Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) gemacht wurden. „MVZs stellen in Kommunen mit einer zu geringen Anzahl an Praxen eine ärztliche Versorgung sicher. Daher sind auch weitere geplant“, erläuterte der Landespolitiker.
Vor diesem Hintergrund fordert der Vorsitzende der Darmstädter SPD-Fraktion den hiesigen Gesundheitsdezernenten Schellenberg auf, mit der Kassenärztlichen Vereinigung Klartext zu reden. So sollen bei künftigen Verhandlungen über die örtliche Versorgung mit Ärzten zwei wesentliche Punkte berücksichtigt werden: erstens der Aspekt von Gesundheitszenten, zweitens die Einbeziehung des sozioökonomischen Faktors bei der Planung von Praxen.
Siebel widerspricht der Aussage des Gemeinsamen Bundesausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung und der Vertreter der Krankenkassen, dass der sozioökonomische Faktor durch den Demografiefaktor schon ausreichend abgebildet sei. „Alt und arm ist ein Unterschied, der sich auch bei der regionalen Ärzteversorgung abbilden muss“, verlangt Siebel.
Kaffenberger und Siebel werden das Thema weiter verfolgen. „Wir werden nach Corona in einen öffentlichen Dialog mit Ärztinnen und Ärzten sowie der KV gehen, um die Widersprüche in der beantworteten kleinen Anfrage aufzuklären“, kündigen sie an. „Eine gute Gesundheitsversorgung ist wichtiger denn je. Dafür braucht es den Staat. Das zeigt uns die aktuelle Situation sehr drastisch“, so Kaffenberger und Siebel abschließend.