1. Darmstadt soll sich gemäß Masterplan 2030+ zu einem Schwammstadtmodell entwickeln. Welche Maßnahmen wollen Sie dafür als Nächstes umsetzen?
Das Schwammstadtmodel ist aus unserer Sicht ein Baustein, um Darmstadt auf die Folgen der Klimakrise vorzubereiten. Darmstadt muss dazu besser für langanhaltende Trocken- und Nassphasen gerüstet sein.
Ein Ziel muss deswegen die Entsiegelung von Flächen sein, damit der städtische Wasserhaushalt, vor allem die Bodenporen und das Grundwasser besser von nassen Phasen profitieren können. Hierfür setzen wir einerseits auf ein Entsiegelungsprogramm als Anreiz, um private Flächen zu entsiegeln (Punkt 175 unseres Programms). Andererseits werden wir ökologische Baustandards schaffen (Punkt 94), um so verbindlich eine weitere Versiegelung zu verhindern. Hierfür werden wir in allen Bebauungsplänen eine Minimierung der Bodenversiegelung und die Regenwasserversickerung festsetzen. Wir werden festsetzen, dass Vorgärten zu begrünen sind, um Versiegelung oder reine Schotterflächen zu unterbinden.
Wir sind davon überzeugt, dass die Stadt als gutes Vorbild stets voran gehen muss. Ein wichtiger Programmpunkt der SPD ist der Wohnungsbau. Um ohne weitere Flächenversiegelung zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, wird die SPD hierbei eine Priorität auf Aufstockungen setzen (Punkt 96). Für die Umsetzung der Verkehrswende werden wir den Straßenraum umnutzen und dabei den Straßenraum wo möglich entsiegeln und mittels Grünstreifen oder Grünelementen, wie Bäumen oder Pflanzkübeln, lebenswerter gestalten (Punkt 141).
Wir werden ein nachhaltiges Wassermanagement einrichten (Punkt 177). Um in Phasen verstärkten Niederschlags das Wasser zwischenzuspeichern und nicht direkt der Kanalisation zuzuführen, werden wir Dächer begrünen, bepflanzte Entwässerungsgräben schaffen und in Infiltrationsbecken investieren. Zudem werden wir Brauchwassernutzsysteme für die Bewässerung von Bäumen in der Stadt einführen und Grauwasserfilter einführen, um gespeichertes Wasser nutzbar zu machen.
2. Für welche der Fließgewässer in Darmstadt sehen Sie einen vordringlichen Bedarf zur Pflege und Entwicklung?
Die SPD setzt sich für die Offenlegung des Meiereibachs ein, um die Frischwasserzufuhr des Großen Woogs zu verbessern (Punkt 178). Dabei ist abschließend zu prüfen und sicherzustellen, dass der Badebetrieb langfristig gesichert und nicht gefährdet wird.
Mikroplastik und Medikamentenreste in all unserer Oberflächengewässer sind ein zunehmendes Problem. Deshalb wird die SPD zum Schutz unserer Natur eine vierte Klärstufe einführen, um bei Kläranlagen diese Stoffe zu entfernen (Punkt 179).
3. Welche Maßnahmen sollten als Nächste für die Seen in Darmstadt umgesetzt werden?
Der traditionsreiche Naturbadesee Arheilger Mühlchen wartet inzwischen bereits seit einigen Jahren auf wichtige
Sanierungsmaßnahmen, damit die Zukunft des beliebten Badesees langfristig gesichert bleibt. Nicht nur eine größere Entschlammung wäre wichtig. Um die Frischwasserzufuhr und damit auch die Wasserqualität zu sichern, muss eine tragfähige Lösung gefunden und schließlich auch umgesetzt werden. Lange galt der Bau eines Tiefbrunnens als vielversprechende Lösung, der auch Vorteile wie eine mögliche zusätzliche Nutzung für die Feuerwehr böte.
Die Offenlegung des Meiereibachs (siehe Frage 2, Punkt 178) würde ebenfalls die Frischwasserzufuhr des Großen Woogs verbessern.
4. Wie sollten zukünftig Stadtbäume und Parks in Darmstadt mit Wasser versorgt werden?
Wie unter Punkt 1 bereits ausgeführt, werden wir ein nachhaltiges Wassermanagement einrichten (Punkt 177). Teil davon wird sein, Brauchwassernutzsysteme für die Bewässerung von Bäumen in der Stadt einzuführen und Regenwasser zu speichern, welches durch langsame Versickerung das Wasser länger für die Bäume nutzbar macht. Außerdem müssen Gebäude so umgestaltet werden, dass Niederschlagswasser zum Beispiel für die Bewässerung unserer städtischen Pflanzen genutzt werden kann.
5. Wie wollen Sie eine Regenwassernutzung auf privaten Grundstücken in Darmstadt fördern?
Die SPD wird bei der Entwicklung von Flächen und Gebäuden ökologische Baustandards setzen (Punkt 94). Alle Gebäude, die von der öffentlichen Hand oder aufgrund von städtebaulichen und erbbaurechtlichen Verträgen gebaut werden, sollen die Klimaziele der Stadt berücksichtigen, und so unter anderem auch die Regenrückhaltung auf dem Grundstück, sowie die Brauchwassernutzung im Gebäude mit Dach- und Fassadenbegrünung als Standard vorsehen. Wir werden dies ebenso in Bebauungsplänen für private Grundstücke verbindlich festschreiben.
6. Befürworten Sie öffentliche Trinkwasserzapfstellen im Stadtgebiet? Wo sollten nach Ihrer Meinung die ersten Zapfstellen realisiert werden?
Öffentliche, kostenfrei nutzbare Trinkwasserzapfstellen im Innenstadtgebiet und in den Parkanlagen sind erstrebenswert, um auch die öffentlichen Flächen Darmstadts an den heißen Tagen, die mit dem Klimawandel öfter werden, weiter für alle lebenswert bleiben zu lassen.
7. Entlang der Gewässer in Darmstadt könnten Landschaftsparks realisiert werden. Welche Maßnahme dazu sollte als Nächste realisiert werden?
Klimawandelbedingte Überhitzungen und Hitzestress sind ein zunehmendes Problem in der Stadt. Zur Minimierung wird die SPD Grün- und Freiflächen in der Stadt untereinander und mit den Freiflächen des Umlandes besser vernetzen, damit kühle Luft in die Stadt fließen kann (Punkt 89). Jede*r Darmstädter*in soll die Möglichkeit haben, Grünflächen schnell zu erreichen.
Bei der Begrünung denken wir auch an die Bedürfnisse von Insekten und beim Bau an ökologische Aspekte, beispielsweise an Nischen für Mauersegler. Die Verträge zur Pflege öffentlicher Grünflächen sollen nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtet werden. Wir werden mehr Stadtrasen in bunte Wiesen mit insektenfreundlicher Bepflanzung umwandeln, damit sich in Darmstadt auch wieder mehr Schmetterlinge und andere Insekten heimisch fühlen können.
Als erste Gebiete für Parks an Gewässern könnten Bereiche der Modau im Süden oder des Ruthsenbachs im Norden dienen.
8. Wie kann die Umweltbildung in Darmstadt gefördert werden?
Fundamentaler Bestandteil sozialdemokratischer Politik war schon immer die Bildung der Bürger*innen. Die Auswirkungen der menschengemachten Klimakrise und effektive Maßnahmen dagegen sind noch zu wenig bekannt. Die SPD wird deshalb die schulische und außerschulische Umweltbildung stärken (Punkt 181). Das Umweltdiplom kann dabei nur ein Anfang sein. Die Bildungsangebote in unseren Naherholungszentren und die Energieberatung müssen ausgebaut werden. Wir werden regelmäßig Vorträge, Weiterbildungen und Diskussionsrunden anbieten, um möglichst viele Menschen mit unserer Klimaschutzpolitik mitzunehmen. Nach Corona hoffentlich auch im künftigen Zentrum für Stadtnatur des BUND Darmstadt. Auch das individuelle Beratungsangebot für Privatpersonen wird dabei ausgebaut – sie können sich beraten lassen, wie sie ihre Gärten zur Verbesserung der Biodiversität gestalten können und welches Saatgut insektenfreundlich ist.
9. Zu unserem verantwortlichen Umgang mit Wasser gehört auch die Abwasserreinigung. Mit welchen Maßnahmen sollten die Gewässerverschmutzung des Darmbachs und die Wasserqualität der Modau in / nach den städtischen Kläranlagen verbessert werden?
Die SPD wird zum Schutz unserer Natur eine vierte Klärstufe einführen (Punkt 179), um Mikroplastik, Medikamentenreste und andere Schadstoffe aus dem Wasser zu entfernen.
10. Wie kann Darmstadt dazu beitragen, dass Kunststoffabfälle nicht in Flüsse und die Meere eingetragen werden?
Neben der vorher schon mehrfach genannten Einführung der vierten Klärstufe (Punkt 179), kann Darmstadt einen Teil dazu beitragen, dass Plastik gar nicht erst entsteht.
Wir möchten die Geschäftsfelder der Stadtwirtschaft dazu ausweiten und diese konsequent am Gemeinwohl ausrichten (Punkte 301, 302, 306). Die SPD möchte eine Stadtwirtschaft, die der Daseinsvorsorge und der Stabilisierung des sozialen Gefüges der Stadt dient, in der die Werte der Menschenwürde, Solidarität und Nachhaltigkeit, der Transparenz und der Mitentscheidung der Mitarbeiter*innen im Vordergrund stehen. Sie muss nachhaltig agieren und den Zielen des Klimaschutzes verpflichtet sein. Mit dem FairCup Mehrwegbechersystem ist ein solches Produkt am Markt. Weitere müssen folgen, um das große Ziel „Kreislaufwirtschaft“ zu erreichen.
Komplexe Herausforderungen kann man jedoch nicht alleine lösen. Die SPD wird daher eine Zukunftskonferenz zur nachhaltigen Stadtentwicklung einberufen. Wir werden neben verbesserten Leitlinien und Grundsätzen klare Pläne zum Wohnungsbau, zur Mobilitätsentwicklung und zum Klimaschutz verfassen, mit denen die Probleme in Darmstadt mutig angepackt werden und über unsere eigenen Ideen hinausgehen. Die Beteiligung werden wir dabei nicht ausschließlich innenstadtnah an wenigen interessierten Bürger*innen ausrichten, sondern mit repräsentativen Gremien, die auch mit einer Zufallsauswahl von Bürger*innen besetzt werden können, und gewählten Ortsbeiräten gemeinsam gestalten.