Noch verbindet die Straßenbahnlinie 2 die wichtigsten regionalen ÖPNV-Knoten. Am Böllenfalltor wird ein großer Teil des Busverkehrs in den Ostkreis organisiert, am Hauptbahnhof der überregionale Schienenverkehr. Nach dem Willen der Stadt Darmstadt und des Landes Hessens wird diese Straßenbahn durch eine Straßenbahnreform abgeschafft – zu Gunsten der Lichtwiesenbahn. Durch die Verschlechterung der ÖPNV-Anbindung in den Ostkreis erwartet die SPD mehr Autoverkehr und höhere Schadstoffbelastungen.
„Die Abschaffung der Straßenbahn vom Hauptbahnhof zum Böllenfalltor ist ein Angriff auf den ÖPNV in der Region“, sagt der SPD-Stadtverordnete Tim Huß. „Das Böllenfalltor ist ein zentraler Umsteigeknoten in den Ostkreis. Wie man gerade in Zeiten des Dieselskandals das Angebot ausdünnen kann, ist mir völlig schleierhaft.“
Vor allem ärgert Huß, dass alle nach einer Verbesserung des Bus&Bahn-Angebots rufen. Seit Jahren prüft die DADINA, deren Vorsitzende Darmstadts Verkehrsdezernentin Barbara Boczek ist, neue Schienenverbindungen in den Ostkreis – bisher ergebnislos. „Auf dem Papier wollen wir alle einen besseren ÖPNV“, sagt Huß. „Doch wenn es konkret wird, werden für die Region wichtige Straßenbahnlinien eingestampft. Das ist ein fatales Signal für die Verkehrswende in Darmstadt.“
Die SPD erwartet, dass die Schadstoffbelastung in Darmstadt durch die Straßenbahnreform weiter steigen wird. „Wir sehen es doch überall: Wo das ÖPNV-Angebot schlecht ist, weichen die Menschen auf das Auto aus. Auch in Darmstadt wird der Autoverkehr aus dem Ostkreis zunehmen, dabei haben wir schon zu viele Autos auf den Straßen“, erklärt Huß.
Aktuell verhandelt das Land Hessen mit der Deutschen Umwelthilfe über einen Vergleich, um ein Diesel-Urteil abzuwenden. Auch die Stadt Darmstadt ist involviert. Scheitert ein Vergleich, spricht das Verwaltungsgericht am 19. Dezember sein Urteil. „CDU und Grüne haben für die Region Darmstadt-Dieburg in der Verkehrspolitik leider nichts erreicht. In der Konsequenz wird es diesen Monat definitiv zu Fahrverboten in Darmstadt kommen“, sagt Huß. „Mit der Straßenbahnreform gehen Stadt und Land den falschen Weg weiter. Darunter leiden vor allem die Menschen, die an den stark belasteten Darmstädter Hauptstraßen wohnen.“
Um Abhilfe zu schaffen, fordert die SPD einen regionalen Verkehrsentwicklungsplan. „Was die Stadtregierung nicht verstanden hat: Darmstadt ist keine Insel. Wir brauchen mehr regionales Denken in der Verkehrspolitik“, sagt Huß. „Statt immer neue Alleingänge zu starten muss die Stadt sich endlich mit dem Landkreis zusammensetzen. Denn Darmstadts Verkehrsprobleme können nur mit der Region gelöst werden!“