Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat ein Sorgenkind: die berufliche Bildung. Denn die Zukunft des Berufsschulwesens bleibt ungewiss. „Ein gemeinsamer Berufsschulentwicklungsplan ist endgültig gescheitert“, stellte Dr. Klaus Uebe (SPD) in der gestrigen Stadtverordnetenversammlung fest. Das will seine Fraktion nicht hinnehmen. Die Forderung der Sozialdemokraten: Kurzfristig soll der längst überfällige Berufsschulentwicklungsplan vorgelegt werden.
„Weltweit hat unsere duale Ausbildung einen sehr guten Ruf. Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Wir müssen daran arbeiten, dass dies auch so bleibt“, meinte SPD-Fraktionssprecher Michael Siebel am Rande der Sitzung. „Unsere Fachleute von morgen können wir nicht mit Konzepten von gestern ausbilden“. Von gestern aber – wenn nicht gar von vorgestern – ist der jüngste Berufsschulentwicklungsplan der Wissenschaftsstadt. Wie Uebe ausführte, wurde er im Juli 2007 genehmigt und basiert auf einem Planungsstand aus dem Jahr 2004. „Vorgestern“ zählt nach Darmstädter Zeitrechnung also 13 Jahre. Damit wurden zwei Überarbeitungen des Entwicklungsplans bereits verschlafen. „Das Schulgesetz sieht alle fünf Jahre eine Anpassung des Plans vor“, erläuterte Jurist Uebe.
Was also ist in den vergangenen Jahren geschehen? Uebe zufolge wurde durchaus gearbeitet. Er nannte die Vereinbarung mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg, einen gemeinsamen Schulentwicklungsplan zu erarbeiten; die gutachterliche Stellungnahme des Berufspädagogen Professor Fassauer und Gespräche mit den Schulleitungen. Für Uebe eine solide Basis, auf der sich weiter arbeiten lässt. „Das Gutachten enthält wertvolle Daten zum regionalen Arbeitsmarkt, zur demographischen Entwicklung sowie zum einsetzenden Fachkräftemangel. Es ist und bleibt eine ideale Grundlage für die Erarbeitung eines Berufsschulentwicklungsplans für unsere Stadt“, bekräftigte der SPD-Kommunalpolitiker.
Immer wieder hat die SPD-Fraktion auf den längst überfälligen Berufsschulentwicklungsplan gedrängt. Immer wieder wurden die Kommunalpolitiker von Bürgermeister Reißer vertröstet. Nun wollen sich die Sozialdemokraten nicht länger hinhalten lassen. Uebe: „Es ist jetzt endlich an der Zeit, den Plan vorzulegen. Nicht nur, weil es das Gesetz verlangt. Es geht auch darum, ein Zeichen zu setzen, dass wir der Ausbildung der Berufsschülerinnen und Berufsschüler in der Wissenschaftsstadt Darmstadt größte Bedeutung beimessen.“