Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat die Große Anfrage der SPD beantwortet, mit der eigentlich offene Fragen geklärt werden sollten. Tatsächlich scheinen viele wichtige Punkte auch dem grün-schwarzen Magistrat völlig unklar zu sein. „Einige Fragen sind sehr schwammig beantwortet, manche gar nicht. Die Stadt vermittelt weiterhin nicht den Eindruck, die Stadionfrage mit dem nötigen Willen und der nötigen Fokussierung anzugehen“, sagen der sportpolitische Sprecher der SPD, Moritz Röder, und der Stadtverordnete Tim Huß. Gleichzeitig zeigt sich die SPD zu einer engeren Kooperation bereit, sofern sich die Stadt zu einem Stadionneubau an einem anderen Standort bekennt.
Das zeigt schon die Antwort auf Frage 1 nach einem Neubau an einem anderen Standort, die Oberbürgermeister Jochen Partsch wie folgt beantwortete: […] Sollte ein Neubau eines bundesligatauglichen Stadions an einem anderen Standort aus lizenzrechtlichen oder anderen Gründen zwingend notwendig sein, wird die Wissenschaftsstadt Darmstadt dies unterstützen […]. Damit hat der Oberbürgermeister die Chance verpasst, sich zum immens wichtigen Stadionneubau zu bekennen. „“Die Stadt stellt ernsthaft die Notwendigkeit eines Stadionneubaus an einem anderen Standort in Frage.“, sagen Röder und Huß. „Ein Neubau ist aufgrund von lizenzierungsrelevanten Sicherheitsproblemen sowie aufgrund der Wettbewerbsfähigkeit des Vereins essentiell. Ohne Neubau wird Profifußball in Darmstadt politisch verspielt, nicht sportlich.“
Außerdem sieht sich die SPD in ihrer Position bestätigt, die Modernisierung des Böllenfalltors auf lizenzierungsrelevante Maßnahmen zu beschränken und den Landeszuschuss einzusparen. Schließlich gibt selbst die Stadt bei der Antwort auf Frage 8 zu: […] Allein von der Wissenschaftsstadt Darmstadt sind die Gesamtinvestitionen eines Stadionneubaus an einem anderen Standort nicht zu finanzieren. „Aufgrund des hohen Finanzvolumens eines Neubaus müssen unnötige Maßnahmen wie der Anbau der Böllenfalltorhalle für Businesslogen unterbleiben. Damit wird Geld frei für einen Neubau“, fordert Huß. Aus der Anfrage wird auch deutlich, dass bereits viel Geld vergeudet wurde: Die Stadiongesellschaft hat bisher 1,19 Millionen Euro verbraucht, an Albert Speer und Partner wurden 450.000 Euro überwiesen. Die gescheiterte Planung am alten Standort hat somit Kosten in Höhe von 1,64 Millionen Euro verursacht.
Vor diesem Hintergrund hält die SPD es für bedenklich, dass einige Fragen nicht beantwortet wurden. So ist es weiterhin unklar, ob die Stadt nach der Modernisierung mit einer ordentlichen Lizenz für den SV 98 rechnet oder wieder nur mit einer Sondergenehmigung. Auch hinsichtlich der Realisierbarkeit eines Daches über der Gegengerade konnte die Stadt keine Auskünfte geben. „Grün-Schwarz verfährt immer noch nach dem Prinzip Hoffnung, auf dass diesmal alles klappen möge. Das ist kurzsichtig und wiederholt die Fehler der Vergangenheit. Aus Fehlern lernen heißt in diesem Fall: Sich zum Stadionneubau bekennen, Standort festlegen, Baurecht schaffen. Sobald das Bekenntnis da ist, wird die SPD alles in ihrer Macht Stehende tun, die Stadt beim Stadionprojekt zu unterstützen“, verspricht Huß. „Wir streben eine gemeinsame Linie der Vernunft jenseits von Regierungs- und Oppositionsgrenzen an. Dafür braucht es aber eine klare Ansage von grün-schwarz, einen Stadionneubau an einem anderen Standort realisieren zu wollen.“