Nicht erst die zahlreichen gewalttätigen Auseinandersetzungen im bisherigen Verlauf der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich haben das Thema „Gewalt und Fußball“ in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. In Darmstadt diskutiert man bereits seit den Vorkommnissen im Zuge des Rückspiels zwischen dem SV Darmstadt 98 und der SG Eintracht Frankfurt über diese Form der Gewalt. Durch die Aufarbeitung des städtischen Handelns wurde in diesem Zusammenhang deutlich, dass von Seiten der Wissenschaftsstadt Darmstadt erst sehr spät Kontakt beispielsweise mit der Eintracht oder der Stadt Frankfurt aufgenommen wurde. Statt auf eine frühzeitige Prävention zu setzen, versuchte man es mit rechtlich nicht haltbarer Repression.
Nach dem Erfolg der Eintracht in der Relegation ist sicher, dass auch in der kommenden Saison zwei Derbys stattfinden werden. Die SPD-Fraktion hat deshalb den Antrag gestellt, zukünftig frühzeitiger auf Risikospiele zu reagieren und präventiv zu versuchen, Gewaltausbrüche zu verhindern.
„Die Stadt muss frühzeitig in einen breiten Dialog mit allen relevanten Gruppen eintreten. Gemeinsam mit der Stadt des Gastvereins, den Fanprojekten und Fanvertretern, mit den Vereinen, der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten können Planungen erstellt werden, wie Gewalt verhindert werden kann“, so Moritz Röder, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Darmstadt.
Es gibt zwar bereits heute Sicherheitsgespräche im Vorfeld von Spielen, insbesondere bei sogenannten Risikospielen, doch finden sie zumeist wenige Tage vor dem Spiel statt und sind vor allem darauf angelegt, eine reibungslose Durchführung des Spiels und die Sicherheit im Stadion zu gewährleisten. Durch bessere bauliche Voraussetzungen der modernen Stadien in Deutschland und verbesserte Sicherheitskonzepte konnte hier viel erreicht werden – Gewalt im Stadion ist in der Bundesliga inzwischen zum absoluten Randphänomen geworden.
Anders sieht es teilweise außerhalb des Stadions aus. Auch wenn eine Dramatisierung völlig fehl am Platze ist, gibt es in vielen Fanszenen Gruppen, die Spieltage auch nutzen, um Prügeleien und Gewalt anzuzetteln. Im Allgemeinen bleiben sie dabei unter sich, es werden aber immer wieder auch Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen.
Von Seiten der Vereine wird heutzutage verstärkt versucht, auf diese gewaltbereiten Gruppen einzuwirken. Mithilfe von Fanprojekten und aktiver Einbindung der Fanszene konnte bereits einiges erreicht werden. Diesen präventiven Ansatz gilt es, zu stärken.
Eine frühzeitige Kontaktaufnahme und die Zusammenarbeit in einer Arbeitsgruppe, wie die SPD sie für die Zukunft fordert, hätte zahlreiche Probleme des letzten Derbys beheben können. Mit dem DFB hätte über die Sinnhaftigkeit eines Stadionverbots gerade in diesem Risikospiel diskutiert werden können. Gemeinsam mit dem Verein und der Stadt Frankfurt hätten Gespräche zu einem Angebot für Public Viewing stattfinden können. Mit dem Fanprojekt, den Fanvertretern und szenekundigen Beamten hätte man sich noch genauer über die Pläne der Frankfurter Fans informieren können, um passgenauer reagieren zu können.