„Tausche Führerschein gegen kostenloses ÖPNV-Ticket“ –viele andere Städte bieten dies ihren Seniorinnen und Senioren bereits an, um ihnen den Umstieg vom Auto auf Öffis leichter zu machen. Die SPD-Fraktion will diesen Tausch nun auch in Darmstadt einführen und hat für die Stadtverordnetenversammlung nächste Woche einen entsprechenden Antrag eingereicht.
Meist liebevoll-flapsig „der Lappen“ genannt, steht der Führerschein für Freiheit und Unabhängigkeit, insbesondere in Kombination mit dem eigenen Auto vor der Tür. Wer diesen Komfort einmal kennen gelernt hat, möchte nicht mehr darauf verzichten. Doch mit zunehmendem Alter nehmen die körperlichen Fähigkeiten ab: Hör- und Sehvermögen lassen nach, die Reaktionszeit verlängert sich und die fürs Autofahren nötige Beweglichkeit – etwa für den Schulterblick – ist oft eingeschränkt. „Die meisten Seniorinnen und Senioren sind sich völlig darüber im Klaren, dass sie nicht mehr so fit sind, wie mit 20. Trotzdem fällt es ihnen oft schwer, sich von ihrem Führerschein zu trennen“, meint SPD-Fraktionssprecher Michael Siebel. Mit dieser Einschätzung steht er nicht alleine. Andernorts – etwa in Augsburg, Dortmund, Essen, Bremen oder Gladbeck – sehen es Stadtverordnete ebenso und haben deshalb den Tauschhandel „Führerschein gegen kostenloses ÖPNV-Ticket“ beschlossen, oftmals einstimmig. Der Verzicht aufs Autofahren, für viele eben bitter, soll damit ein wenig versüßt werden.
„Das ist eine Rechnung, die in jeder Hinsicht auf geht“, sagt Siebel. Er bezieht sich auf viele Presseberichte, ebenso auf ein Dossier der „Wissenschaftlichen Dienste“ des Deutschen Bundestages. So unterschiedlich die Quellen, so einheitlich der Tenor. „Dort, wo dieses Projekt praktiziert wird, läuft es gut. Die Nachfrage ist sogar meist höher, als erwartet“, berichtet der SPD-Fraktionschef. Doch was ist mit dem zweiten Teil der Rechnung? Wie wird der Tauschhandel finanziert? Siebel zufolge sind es die lokalen oder regionalen Verkehrsunternehmen, die die Freitickets für die „Umsteiger“ zahlen. „Für die Verkehrsbetriebe ist es offenbar eine Art der Neukundenakquise, die sich für sie wohl bezahlt macht“, meint er. Denn nach Ablauf ihrer kostenlosen Tickets würden eben viele Seniorinnen und Senioren ein kostenpflichtiges Abo kaufen.
Siebel: „Wir können nicht immer nur von Bürgerfreundlichkeit, von Verkehrswende und Verkehrssicherheit reden. Wir müssen auch etwas dafür tun. Der Tausch ‚Führerschein gegen kostenloses ÖPNV-Ticket‘ wäre ein wichtiger Beitrag hierzu.“