Ab 2026 haben alle Grundschulkinder einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an einer Schule in erreichbarer Nähe. Die Zeit für die Umsetzung ist knapp. Ein Blick auf Hessen zeigt: Von rund 1.100 Grundschulen erfüllen gerade einmal 443 Schulen derzeit die Rechtsanspruch-Kriterien von acht Stunden an allen fünf Werktagen.
Allerdings gibt es regional große Unterschiede: Gute Nachrichten gibt es für den Landkreis Darmstadt-Dieburg. Wie aus einer Kleinen Anfrage der SPD-Landtagsfraktion (Drs. 20/9147) hervor geht, gibt es nirgendwo in Hessen so viele Grundschulen mit ganztägigen Angeboten von acht Stunden pro Tag wie hier. Bereits knapp die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler nutzen das Angebot des „Pakt für den Nachmittag“.
In der Stadt Darmstadt hingegen gilt das nur für rund ein Drittel. „Der Landkreis ist landesweit Spitze, was die Ganztagsangebote an Grundschulen angeht. In Darmstadt ist noch Luft nach oben“, so der Landtagsabgeordnete Bijan Kaffenberger, der in Wiesbaden den Süden der Stadt Darmstadt und einige Kommunen aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg vertritt.
Die Angebote weiter auszubauen, werde für alle Schulträger eine Herausforderung. Hier sieht Kaffenberger das Land in der Pflicht: „Es fehlen in den nächsten Jahren an hessischen Grundschulen noch über 60.000 Plätze für Kinder. Und um diese Kinder zu beschulen und zu betreuen, braucht es noch bis zu 3.600 pädagogische Vollzeitkräfte“, rechnet der Landtagsabgeordnete vor.
„Im Sinne der Chancengleichheit muss der Schulbesuch außerdem auch nachmittags kostenfrei sein. Dies sicherzustellen liegt in der Verantwortung der Landesregierung und nicht der Schulträger“, so Kaffenberger weiter.
Auch das aktuelle Deutsche Schulbarometer zeigt, dass die größte Herausforderung für die Umsetzung des Rechtsanspruches auf ganztags, fehlende Lehrkräfte sind. Kaffenberger kritisiert: „Die schwarz-grüne Landesregierung hat versäumt sicherstellen, dass es genug Lehrkräfte gibt. Sie beharrt in den Haushaltsberatungen lieber auf einer angeblich ‚besten Lehrkräfteversorgung aller Zeiten‘ anstatt der Realität ins Auge zu sehen und den massivem Fach- und Lehrkräftemangel zu bekämpfen.“ „Zwei Jahrzehnte wurde der Lehrkräftemangel in Hessen schöngeredet und negiert. Viel zu spät und viel zu zaghaft wurden die Ausbildungskapazitäten erhöht und gleichzeitig immer mehr Aufgaben an die Schulen delegiert. Das rächt sich heute und wird weiter ein Problem bleiben, wenn sich an den Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte und der Begleitung im Studium nichts ändert. Schwarzgrün fehlt es am Willen zur Umsetzung und der Einsicht“, bilanziert Kaffenberger.
Die Kapazitäten für das Lehramt an Hochschulen müssen deutlich stärker ausgebaut, mehr Plätze auch im Vorbereitungsdienst geschaffen werden. Zudem muss der Lehrerberuf offener für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden und mit Qualifizierung einhergehen. „Wer Lehrkräfte gewinnen will, darf die bessere Bezahlung nicht wie bei Grundschullehrkräften auf die lange Bank schieben, sondern muss sie jetzt umsetzen. Zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels haben wir der Landesregierung in einem neuen Antrag weitere Vorschläge wie die Erstellung einer Arbeitszeitstudie oder die Einstellung von IT-Fachkräften unterbreitet“, so Kaffenberger.
„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Hessen braucht ein umfangreiches Maßnahmenpaket, um die Schulen jetzt und in Zukunft so aufzustellen, dass sie ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag erfüllen können. 24 Jahre Verwalten statt Gestalten sind genug“, so das Fazit Kaffenbergers.