Kein milden Gaben, sondern die HĂ€lfte der Macht! đȘ
âMeine Herren und Damen!â – so beginnt Marie Juchacz 1919 im Reichstag ihre Rede und erntet prompt GelĂ€chter. Diese Anrede ist man dort nicht gewohnt. Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volk sprechen darf.
Die SPD-Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz ist zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt und Parlamentarierin der ersten Stunde in der Weimarer Republik. Als eine von gerade einmal 37 Frauen bei ĂŒber 420 Abgeordneten sitzt sie in der Nationalversammlung.
Gleich in ihrer ersten Rede macht sie deutlich, wie hart die KĂ€mpfe waren, die gefĂŒhrt wurden, um das zu ermöglichen: âNun haben wir keinem auĂer uns selber dafĂŒr zu danken. Es ist keine milde Gabe von irgendeiner Seite, es ist kein Respekt vor unserer Arbeit dagewesen.â â
Sie ist eine geschiedene Frau aus der Arbeiterklasse, alleinerziehend fĂŒr zwei Kinder verantwortlich – als Politikerin eine Ausnahmeerscheinung in der damaligen Zeit.
In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Aber noch nicht genug. Frauen sind die HĂ€lfte der Bevölkerung. Und trotzdem sind und waren Frauen in keinem deutschen Parlament zur HĂ€lfte vertreten. Deshalb brauchen wir ParitĂ€tsgesetze fĂŒr den Bundestag, die LĂ€nder und Kommunen. Und auch fĂŒr eine erfolgreiche Wirtschaft brauchen wir geschlechterparitĂ€tische und diverse Arbeitsteams, UnternehmensfĂŒhrungen und AufsichtsrĂ€te. Die HĂ€lfte der Macht gehört den Frauen!