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Keine Baugenehmigung für Islamisches Kulturzentrum

10. März 2003

Kleine Anfrage der SPD zu Kulturzentrum Albrechtstraße

Am 12. Februar hat der Magistrat der Stadt Darmstadt beschlossen, dem Islamischen Kulturvereins „Sultan Reyhani“ e.V keine Baugenehmigung zum Umbau der ehemaligen Druckerei Anthes in ein religiöses und kulturelles Zentrum zu erteilen. In seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des Arheilger SPD-Stadtverordnete Hanno Benz wissen, teilt Baudezernent Hans-Jürgen Braun jetzt mit, dass das Vorhaben städtebaulich nicht erwünscht sei und sich nicht in das soziale Umfeld einfüge.

Hintergrund der Anfrage waren Beschwerden aus der Anwohnerschaft wegen einer bis in die Nacht andauernden hohen Geräuschkulisse und einer aufgrund hohen Verkehrsaufkommens unbefriedigenden Parksituation. Unter anderem wollte Benz wissen, auf welcher islamischen Glaubensrichtung, philosophischer und politischer Grundüberzeugung sich die Arbeit des Islamischen Kulturvereins „Sultan Reyhani” e.V., gründet. Auch die Vereinszwecke des Kulturvereins und durch welche Aktivitäten diese erfüllt werden interessierte den Arheilger SPD-Stadtverordneten.

Ausführliche Antworten auf Fragen
In der Antwort schreibt der Magistrat, dass sich der Verein neu gegründet habe und bislang kein weiterer islamischer Verein in der Bundesrepublik unter diesem Namen bekannt sei. Über die Glaubensrichtung des Vereins gebe es bislang keine schriftlich belegbaren Auskünfte, sondern nur mündliche Informationen von Dritten, nach denen der Verein der sufitischen (islamisch mystischen) Bruderschaft der Naqschibediya angehöre. Sufismus zeichne sich durch einen verinnerlichten Islam und eine intensivere Zuwendung zur Religion aus, als dies bei den Moscheegemeinden üblich sei.

 
Die sunnitische Strömung der Nagschibendiya (genannt nach dem Imam Nagschibendi, der im 14 Jh. gelebt hat) ist hauptsächlich in der Türkei aber auch in Ägypten, im Kaukasus, in Mittelasien seit einigen Jahrzehnten ebenfalls in Europa, USA und Australien verbreitet. Diese Strömung ist seit 1925 in der Türkei verboten, arbeitet aber halblegal und ist politisch sehr einflussreich. Welche Partei sie unterstützt, kann in der Türkei u.U. wahlentscheidend sein. Bis jetzt waren es Parteien konservativer oder islamistischer Prägung. Es ist z.B. bekannt, dass der frühere Staatspräsident Özal oder der frühere Ministerpräsident Erbakan aus der Türkei dieser Gruppierung angehört bzw. nahe gestanden hat. Innerhalb dieser Strömung ist aktuell die Solidarität mit dem tschetschenischen Volk besonders groß geschrieben.

 
Über den Nutzungszwecke im Zusammenhang mit dem Bauantrag zum Umbau bzw. Neugestaltung des Grundstückes Albrechtstraße 1 teilt der Magistrat mit, dass im Bauantrag lediglich von einer „Nutzungsänderung Druckerei in Vereinsheim“ gesprochen werde. Ebenfalls unbekannt seien die Quellen, aus denen sich der Verein finanziert.

Beantwortung dauerte zu lange
Ärgerlich findet es der SPD-Stadtverordnete, dass sich der Baudezernent mit der Beantwortung der am 3. Januar gestellten Anfrage bis zum 26. Februar Zeit gelassen habe. Hier sei wenigstens eine Zwischennachricht angebracht gewesen, kritisiert der Kommunalpolitiker auch mit Blick auf zukünftige Anfragen. Die gesamte Antwort auf die Anfrage kann im Internet unter www.spd-arheilgen.de/neu eingesehen werden, teilt Hanno Benz abschließend mit.