Moderator Gerhard Abendschein sprach eingangs von „Horrorgeschichten“ im Gesundheitswesen. Vier Expertinnen hatten die SPD-Seniorinnen und Senioren gemeinsam mit den SPD-Arbeitnehmern gewinnen können, um dem nachzugehen. „Zukunft oder Katastrophe“ war denn auch der passende Titel der Veranstaltung im Arheilger „Muckerhaus“.. Die Waage neigte sich im Diskussionsverlauf in Richtung Katastrophe. Patricia Roßbach-Jauernik, Leiterin der Seniorenresidenz „Emilia“, kam eingangs direkt auf den offensichtlichen Kardinalfehler der Politik, Gesundheit und Pflege zu privatisieren und der Gewinnorientierung unterzuordnen. Offenbar sucht man weiter politisch in der Floskel „die Menschen können ja zuhause gepflegt werden“, eine Ausrede. Die Fachärztin für allgemeine Chirurgie Stefanie Minkley, bekannt durch die ARD-Fernsehsendung „My doctor`s life – Tagebuch einer Ärztin, die aussteigt,“ hofft auf die Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Auch sie sprach davon, dass der „Profitanreiz aus dem Gesundheitswesen herausmüsse.“ In den Fallpauschalen sieht sie einen Mitgrund für die Misere.
Die Betriebsleiterin der Kreisklinken Pelin Meyer konnte viel aus dem praktischen Alltag der beiden Krankenhäuser in Groß-Umstadt und Jugenheim berichten. Die Covid-Pandemie sei ein Katalysator für den Fachkräftemangel geworden. „Der Druck auf meine Mitarbeiter*innen ist immens, viele sind erschöpft.“ Damit stellte sie sich mit Leidenschaft hinter ihr verbliebenes Pflegepersonal. Die beginnenden Insolvenzen der Krankenhäuser werden weiter zunehmen, wenn nicht endlich gegengesteuert werde. Mit ihren drei Podiumskolleginnen bestand Einigkeit, dass der Pflegeberuf wieder attraktiv werden muss. „Die Schicht ist zu Ende und man muss wie früher mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass man die Kranken gut versorgt hat.“ Alle sind sich zudem sicher, dass viele abgewanderte Fachkräfte zurückkehren, wenn sich neben der Vergütung auch die Arbeitsbedingungen ändern.
Die SPD- Landtagskandidatin und Fraktionsvorsitzende im Stadtparlament Anne Marquardt (links im Bild) setzte ihren Fokus auf die aktuelle und kommende Misere bei der hausärztlichen Versorgung. Einmal erreichen viele Hausärzte demnächst das Rentenalter. Dazu müsse der Verteilmechanismus geändert werden. Der Arzt-Konzentration auf die Innenstadt müsse eine bessere Verteilung auf die Gesamtstadt folgen. Für die Stadt Darmstadt kämen „Medizinische Versorgungszentren“ analog dem Landkreis Darmstadt-Dieburg in Frage. Zudem fehle eine bessere Verteilung von Kinderärzten bei 250 Geburten pro Jahr.
Aus dem Publikum gab es qualifizierte Anfragen. Darunter die SPD-Forderung nach einer Bürgerversicherung, die in der Schweiz gut funktioniert. Stefanie Minkley wies auf die fehlenden politischen Mehrheiten dafür. Die ehemalige Krankenschwester und Co-Vorsitzende der SPD-Senioren, Ortrud Mucha, fasste es in ihrem Schlusswort zusammen: „Es fehlt neben genug Geld die Wertschätzung.“