Kampf des Vereinssports mit der Corona-Krise
Die Darmstädter SPD-Senioren machen sich Sorgen um Sportvereine, die oft auch unter Kultur firmieren. Die Pandemie sorgt für mangelnde Sportangebote für Senior/innen, Kinder und Jugendliche. Folge ist ein bundesweiter Austritt von einer Million aus den Vereinen. Dazu meinen die beiden Co-Vorsitzenden der SPD-Senioren Ortrud Mucha und Klaus Wieland: „Sport- und Kulturvereine sind ein Rückgrat beim Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Wir halten die Austritte für ein verheerendes Zeichen. Hier müssen Politik und Gesellschaft gegensteuern.“
Um sich ein Bild zu machen, haben die Sozialdemokraten eine Umfrage auch unter Seniorenaspekt unter neun Vereinen in der Stadt gemacht. Fünf haben zum Teil umfang- und aufschlussreich geantwortet. Die TSG Wixhausen weist auf ausgefallene kulturelle Veranstaltungen und ihre Mitarbeit hin. Wie in den anderen Vereinen hält sich der Anteil älterer Mitglieder bei den Austritten in Grenzen. Ortrud Mucha und Klaus Wieland: „Bei Senioren hat die Mitgliedschaft Tradition.“ Bei den finanziellen Auswirkungen ist die TSG Wixhausen vergleichsweise gut durch das Jahr 2020 gekommen, meint Vorsitzender Rüdiger Dingeldey.
Motivationsverluste
„Der Anteil der Senior/innen hält sich bei der TG Bessungen durch das Spartenangebot in Grenzen,“ so Vorsitzender Herbert Nowak. Den Mitgliederverlust beziffert er auf rund 10 Prozent. Etwas anders stellt sich das Bild bei der SKV Rot-Weiß aus der Heimstättensiedlung dar. Der Seniorenanteil liegt laut dem Vereinsvorsitzenden Harry Diestelmann bei rund 25 Prozent. Der Mitgliederrückgang beträgt 4 Prozent. Es gab 2020 fast keine Neueintritte. Die finanziellen Verluste halten sich momentan noch in Grenzen. „Die Verluste, die uns wirklich treffen, liegen eher im Bereich der ehrenamtlich Engagierten. Hier befürchten wir nicht zu ersetzende Rückgänge bzw. Motivationsverluste,“ so Harry Diestelmann.
Der in Kranichstein beheimatete SV Blau-Gelb ist ein Mehrspartenverein mit zur Jahreswende 801 Vereinsmitglieder, davon 115 Senior/innen (14,4 Prozent). Auch hier ist die Zahl der über 60-jährigen konstant geblieben. Von Jahresbeginn bis zum 22. April sind 46 jüngere Vereinsmitglieder ausgetreten. Der Vorsitzende Norbert Schiffer rechnet mit einem hochgerechneten Verlust von 15.000 Euro Einnahmen. Not macht auch im Sport erfinderisch. Blau-Gelb bietet Online-Angebote für bestimmte Sportarten.
SGA: Mitgliederschwund gefährdet die Existenz der Vereine
Die Sportgemeinschaft Arheilgen (SGA) weist auf ein Positionspapier „Return to Sports“ von 15 großen hessischen Sportvereinen mit rund 61.000 Mitgliedern hin. Im März wurde das Papier veröffentlicht und an die Fraktionen im Stadtparlament versendet. Die Resonanz war unterschiedlich. Nach Erhebungen des Landessportbundes haben die durchschnittlichen Vereine im vergangenen Jahr 3,2 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Das entspricht knapp 69.000 Menschen aus 7.600 Vereinen. Betrachtet man nur die 20 größten Vereine im Bundesland, beträgt dort der Rückgang 10,4 Prozent. Das hat enorme Auswirkungen auf die Finanzkraft. Bei der SGA beträgt der Seniorenanteil laut Vereinsmanager Andreas Faßmann 20,7 Prozent. 2020 betrug der Verlust an Mitgliedern noch 11,9 Prozent. Zum Vergleich: Von April 2020 bis April 2021 hat sich der Anteil auf 14,58 Prozent erhöht. Andreas Faßmann: „Alleine im Zeitraum 11/2020 – 04/2021 hatten wir einen finanziellen Verlust in Höhe von mehr als 270.000,00 €. Einsparungen, Kurzarbeitergeld, etc. schon eingerechnet. Pro Monat weiterem Lockdown erhöht sich das Delta um mindestens 30.000,00 €/Monat. Dies wird sich existenzbedrohend auswirken, wenn keine finanzielle Hilfe für die Vereine geleistet wird. Nun noch die Aussicht der Politik mit Lockdown bis Mitte Juni und weiteren drastischen Einschränkungen. Das wird vielen großen Vereinen das Genick brechen. Finanzielle Hilfe der Politik? Keine! Die vielen Ehrenamtler haben keine Lust mehr und sind am Ende. Jugendliche treten teilweise mit ganzer Mannschaftsstärke aus dem Verein aus, weil die Perspektive fehlt. Möchte die Politik die Vereine ausbluten lassen und zerstören?“
Diesen eindringlichen Apell werden die SPD-Senioren an die in der Verantwortung stehenden Fraktionen im Stadtparlament weiterleiten.